Ein kleiner großer Moment

Ein kleiner großer Moment

Unser Head of Marketing ist seit anderthalb Monaten bei uns. Er erlebt TheNextWe also ganz frisch. So kam dieser Text zustande, mit freundlichem Gruß an viele Gleichgesinnte.

Ein Seminarraum in der Elbphilharmonie. Draußen peitscht der Sturm den Regen über die Hansestadt. Am Mittag hatten im großen Konzertsaal bereits Dr. Bibi Hahn und Insa Klasing über “Führung in der Dauerkrise” gesprochen, morgens war die Veranstaltung mit Musik eröffnet worden. Im Gebäude tummeln sich vorsichtig aber froh viele Menschen, die alle die Zukunft der Arbeit gestalten. Menschen, die aber auch jeden Moment ihres Lebens gestalten. So wie du.

Der Seminarraum füllt sich. Die Menschen entdecken einen Stift und ein Blatt auf ihrem Sitz, nehmen sie in die Hand und setzen sich. Es geht los.

Das Thema: “Wirklich alles ungewiss? Mit positivem Mindset in die Zukunft”. Drei Vertreter:innen von TheNextWe sprechen. Zuerst Insa Klasing, CEO, dann Markus Nees, Geschäftsführer, dann Britta Blank, Chief Growth Officer. Sie vertreten die Gewissheit, dass wir auch in diesen Zeiten in ein positives Mindset finden können, das uns unterstützt und erfolgreich handeln lässt. Es bleibt nicht theoretisch: Die Anwesenden werden zu einer Übung eingeladen. Dazu finden sich alle zu Pärchen zusammen. Eine neben einem leeren Stuhl sitzende Teilnehmerin sieht sich suchend um. Unsere Blicke treffen sich. Wir nicken uns zu und stellen uns einander vor. Nadja und ich sind nun ein Übungspaar.

Der Kontext der Übung: Unser Leben ist gerade geprägt von Ungewissheit. Ist die Pandemie endlich im Griff? Schon kommen Krieg, Inflation und noch mehr Ungewissheit. Als Übung sollten wir den Satz vervollständigen “Jetzt noch eine weitere Krise wäre für mich …”

Ich schreibe auf: “Jetzt noch eine weitere Krise wäre für mich … die Gefahr, bald gar keine Kraft mehr zu haben.” Dabei denke ich an alles, was im Leben sowieso schon Kraft kostet, unvorhersehbar ist und auf das ich reagieren muss. Nadja sagt mir, wie sie den Satz ergänzt hat: “Jetzt noch eine weitere Krise wäre für mich … eine Überforderung.”

Ich frage Nadja nun, so will es die Übung: “Ist das wirklich so?” Sie horcht in sich hinein und sagt: "Ja, das bleibt so, auch wenn ich darüber nachdenke.” Auf die nun anstehende Frage “Welchen Preis zahlst du für dieses Mindset?” antworten wir beide länger, denn wir zahlen einen hohen Preis. Abgekürzt: Man geht in Erwartung von drohendem Schlechtem durch die Tage, unter einem Himmel voller Damoklesschwerter. Und das kostet viel Kraft.

Dann kommt die entscheidende Frage: “Wie könnte man den Satz verändern, damit du diesen Preis nicht mehr zahlen musst?” Wir merken, wie diese Frage in uns kleine Rädchen in Bewegung setzt. Ein Rädchen dreht sich ein paar Millimeter, davon wird ein anderes größeres Rädchen bewegt, dann ein noch größeres, dann noch eines. Und schließlich bewegt sich alles. Nadja und ich denken laut, erst stockend : “Eine weitere Krise ... wäre für mich eine Überforderung / die Gefahr, keine Kraft mehr zu haben. Aber eigentlich ... liegt es ja bei mir, ... wie viel Kraft ich für welche Dinge gebe. Also liegt es auch bei mir, ob ich noch Kraft für eine weitere Herausforderung habe." Jetzt haben wir etwas am Wickel: "Man könnte also formulieren: ‘Jetzt noch eine weitere Krise wäre für mich … ein guter Anlass, endlich mal über den Umgang mit meiner Kraft nachzudenken.'” Wir lachen.

Der Augenblick, in dem wir sitzen, ist ein paar Atemzüge lang größer als die Elbphilharmonie. Die Wolken draußen halten mitten im Regen inne und bemerken: Bei zwei Menschen ist gerade etwas passiert. Deren Welt läuft jetzt ein bisschen anders, egal was in der Welt hier draußen geschieht.

Ist es so einfach? Nun, es ist einfach, zu erkennen, wie oft ich mir ohne Not Kraft nehme. Wenn ich zum Beispiel, obwohl es schon Nacht ist, den Tag nicht abschließe, sondern noch eine weitere Serien-Folge gucke. Oder wenn ich dann noch süßes Zeug esse, obwohl mir beim Serien-Gucken bereits die Augen zufallen. Das freundlichere Betthupferl wäre, mich zu fragen: “Was zur Hölle brauchst du denn wirklich noch, um jetzt schlafen zu gehen?”

Die Liste der Momente, in denen ich Kraft behalten kann, wenn ich es nur will – diese Liste ist zum Glück auch lang.

In einem Seminarraum der Elbphilharmonie haben Nadja und ich uns gerade zum ersten Mal im Leben getroffen, und in einer kleinen Übung fanden wir an einer Stelle unsere Stärke wieder. Wir gestalten hier! Ein kleiner Mindset-Wandel, der in uns Erleichterung auslöst. Wir geben uns ein High Five, bei dem etwas sehr Ansteckendes überspringt: Freude am Machen.